Das Kardiogramm Der Gefilterten Tage
19. März 2011

Zurückstolpern in die Regenschauer nach unserem Kurzurlaub in Songkhla. Home Sweet Home und nach unseren Exzessen, die Erde, die sich besoff. In den letzten Märztagen nach unserer Rückkehr sich zu dröhnte mit den Ausscheidungen des Himmels, sich den fetten Ärschen der Wolken entgegenstreckend.

In einer schalldichten Blase schwebt Kok Payom in Harmonie und Ruhe. Und jede Emotion verliert sich, schwächt sich ab, eingebettet in das Vakuum der Tage. Und „Bumm, Bumm“, die Monotonie des in Watte eingebunden Kardiogramm der gefilterten Tage, das unendlich langsame Sich Heben und Senken des in Watte verpackten Herzes. Verflüchtigt sich mit einem zarten Windstoß jede Suche nach Abenteuer, sanft abgefedert durch die Behaglichkeit der in den Himmel gemalten weißen Kissenlandschaften. Und man schwebt halb im Tag… Wo, ein Moloch an dem ich meine Kreativität auskotzen könnte?

Ich grub, um mein Herz zu versenken in der Arbeit.  Die Trieb wachsen zu sehen. Der Antrieb: Sprießen zu sehen: Seele und Setzlinge. Berstend aus der Erde, brechen die grünen Knospen. Ein rotes, rundes Glühen des Abends die Äste streift und die Palmen in Brand setzt. Wenn die Drachen durch die Lüfte reiten und die Kinder ihnen ein Lachen hinterherschicken. Die Leichtigkeit des Über-die-Felder-Rennens, in ihren Fäusten verwahren die Kinder ihre Leinen.

Überrannt von den Sprachen, die ich mir zu Lernen vorgenommen hatte, den Informationen, die ich anstrebte mir aneignen. My live honored productivity. Pas de temps pour se laisser tomber. Eingeklemmt zwischen den Nächten: Schreiben, Zeichnen und Lesen.

La vie quotidienne m’intimidait. Den Blast jedes Tages: Tonnen von Wasser, hervorgezogen am Morgen aus dunklen Tiefen. Running, running down my body. Nothing, that could wake me up. Und jeden Morgen aufs Neue. Der Besen, der die Überreste der letzten Nacht massakrierte…die Panik der Katzen.

Die Vormittage als eine Verkettung von Verwechslungen. 8:30 Uhr: Wenn die Kinder sich pünktlich in ihre Traumwelten flüchteten, zu denen ich seit langem den Schlüssel verloren hatte. Das Alter, das mich vom Spielplatz der Jugend gefegt hatte. Douter… Wo mich das Leben hingeführt hatte. In den Köpfen die sich ausbauenden Netzwerke akkumulierten Wissens , die das Lachen aus der Sprache der Heranwachsenden tilgen. Finally: Die Übersetzung des Glücks lesen wir in den Gesichtern unserer Kinder und nicht in den Vokabeltabellen der Schulbücher.

Anschlag um Anschlag flogen die Missverständnisse am Mittag in den Bildschirm. Messages leaving my Inbox. Always failed to describe… was passiert, was mit mir passiert. gab kao im Schatten des Baumes. Der müde Fluss der Gespräche… der retardierende Moment der zwölften Stunde, wenn man angenehm lasch im Raum hängt. Hechtend von Schatten zu Schatten. Und nur noch die Kraft haben unter der Sonne zu toben.

Wenn man vergisst, wo man gewesen ist, während des Blinzelns des Nachmittages, wenn man sich vergisst in einem Liedschlag einer Minute. Die verrauchten Kippen und abgefahrenen Boote als Grenzsteine im zeitlichen Niemandsland. Um vier Uhr: seine Träume aufschieben um dem Lärmen der Kinder Tribut zu zollen. Wenn die Fingerspitzen der Sonne sich am Horizont abtasten. Sich wappnend, die Luft vibriert unter dem Ansturm der Mücken. Après diner: Nachbarschaftshilfe, nicht steuerpflichtiger Eliteunterricht.  Für die verstrichenen Chancen und versäumten Talente. À quelque part: perdu.

Die letzten Augenblicke frisst die Nacht. Wenn man eintaucht in die schwarze Luzidität und treibt: im Auf und Ab der gedämpften Gespräche. Man dem Ein- und Ausatmen lauscht, dem Anschwellen der Stimmen. La nuit ne se muet jamais. Die Nacht kennt keinen Schlaf.

Bei jeder Rückkehr: show me a different face, tell me an other story. Eine Stadt durch den Filter der durchwachten Nächte: Trang. Das Wummern des Basses hallt nach im Hupen des morgendlichen Verkehrs. Die Vibration der Tunes, die die Füße zu ergreifen sucht. Ein Wunsch sich des Körpers bemächtigt. Slowly…die Menschen von ihren Bartischen losgerissen, letzte Bastionen der Vernunft im fiebernden Ozean. Let’s dance. What are you waiting for?! Die Stunden bis sich der Track entfaltet: totgeschlagen auf dem Nachmarkt. Zwischen den Ständen: the sweet taste of squeezed Strawberry. Und die Münder die sich zu Masken verziehen, wenn sich das Gift in deinen Blutbahnen niederlässt. Und pulsiert…

Eschige Zunbada (Part One)
15. Februar 2011

Aufbruch: Wie ich in Hast meine Klamotten zusammenraffte und die Aufgaben, die sich auftürmen, wenn man dem vie quotidien davoneilt und doch alles in Ordnung wiederfinden möchte. Die Kautschukplantagen, die unendlich weit die Landschaft bevölkerten, die sich nicht lichten wollen und jede weitere stellte eine nächste Unendlichkeit des Wartens dar, und die Uferlosigkeit auf der anderen Seite der Scheibe sprach von verlorener Zeit und der Ungeduld von versetzten Menschen.

Eine Reise zur Essenz des eigenen Seins. Weil die Pigmente einen verfolgen, will man sich im Spiegel nicht wiedererkennen. Und wie ich mich gerne in mein Schubfach eingesperrt hätte, doch irgendwo vergaß ich… And were is home anyway. Und wie ich Boden verliere, losing gravity, wie ich ziellos herum schwebe. Im Ozean meiner Persönlichkeit nur unbeantwortete Fragen aufwirbele. Und wo die fängt die Selbstaufgabe an?
Wie ich verlorenes wiederentdecke und anderes nicht wiedererkenne. Ist das hier ein Neuanfang? Oder doch nur Antiquariat verpackt in Rot, Weiß, Blau. Weil das Ambiente nur von Multikulturalität sprach. Nostalgie als fester Bestandteil der Einrichtung. Vertrautheit, die in alle Nischen kriecht, in die Korbsessel, die sonnengelbe Tapete. Because a notion of home is swinging in every Jazzsong leaving the speakers. Paralleluniversum am Bahnhof. Thailand als fakultatives Exil. Ein Leben mit gepacktem Koffer: Geboren in Israel, gestern die Niederlande, heute Thailand, morgen Burma: Maayan. Und ich erinnere mich nicht mehr worüber wir sprachen, nur an die Leichtigkeit mit der meine Zunge die englischen Wörter formte. Als wir unsere Ärsche an den Polstermöbeln abrieben und unsere Getränke auf Tische abstellten. Der Blick in meinen Espresso: ein kleines rundes Loch, das sprach von Heimat und der Gummizelle der eigenen Kultur. Was uns verbindet ist unser Beruf, ist eine verdeckte Sehnsucht, die bisweilen unsere Seele überflutet. Wir hockten um die Tische, wie die Brieftauben in der Fremde auf den Strommasten kleben. Unsere Welt am Draht. Es war in diesen Tagen, da die Hipster mit ihren Rennrädern das Café bevölkerten, dass ich Gefallen fand an dem Oszillieren zwischen Papayasalat auf dem Nachtmarkt und der minimal bitteren Süße des Mokkas. Und seiner Wärme, als er durch meine Kehle rann, wie eine Ansichtskarte von einem guten Bekannten.

Trang als wilde, laute, grobe, brüllende Bestie, wie jede thailändische Stadt aus dem Erdboden gestampft. Doch zähmbar, selbst mit Fahrrad. Ich fühlte mich ein wenig neben mir, in die Nacht schüttelte mich ein leichtes Fieber. Auf dem bewaldeten Grün des Hügels wachten die Buddhas über der Stadt. Noch zu schwach für den Aufstieg.
Die Lautsprecherdurchsagen über abfahrende Züge am Bahnhof, wie sie an meine Ohren krochen, als unverständliche Wortfetzten. Und die Züge sprechen zu mir von Aufbruch und Reisen. Wo mich die nächten Schritte wohl hinführen?

Sie verschanzen sich auf den Inseln, gefangen in ihren Ressorts, zusammengepfercht wie in Gettos überfluten sie die Strände. Eine geschlossene Gesellschaft unter Palmen. Man steuert sie durch artifizielle Welten und künstliche Wirklichkeiten. Und sie bemerken ihre Entfremdung nicht. Smalltalk pronounced in bad English. Ihr Lachen zu laut, ihre Gespräche zu interessiert, ihr Gebärden zu ernsthaft. Ich gebe meinem eigenen Platzanweiser Rätsel auf: „An welchem Tisch darf ich speisen?“. Wenn ich mich beim Singen nach Buchstaben, beim Repetieren des immer gleichen Chorals seltsam deplatziert fühle. Wenn man immer aus sich selbst zurückgeworfen wird. Kein Hafen in Sicht mit einer ungelöschten Ladung, eine Last die brennt, die einen verbrennt. Die Einsamkeit unter Menschen. Essayer de trouver des réponses aux questions irrésolues dans l’abîme de mon bière.

Und zwischen flüchtigen Begegnungen, die Strände von Hat Yao: Die blutige Sonne, wie sie am Abend leidenschaftlich auf dem Schlachtfeld der Gestirne fällt. Der Dunst des Morgens, der die Fischerbotte in seinen nebeligen Schleier bettet. Ein neuer Tag der sich unter dem verrinnenden Sand der Tide entfaltet.