Lay Down Your Head In Urban Static

So also gestaltete sie sich (denn man ist immer gleichsam mehr Produkt als Produzierender einer Reise): Mein Bewusstsein tilgte die Existenz Einsteins vierter Dimension für die Dauer dieses fünfwöchigen Traumes. Als ich erwachte gefiel mir die Vorstellung der verschlafenen Zeit, die das Brüllen eines Düsentreibwerks in der Ferne erkennbar gemacht hatte. Ein Leben außerhalb der Warteschleife, als rollender Stein auf den Schienen meines Schicksals von Bangkok nach Chiang Mai.

Der Pflaumenhain der Engel als tiefes Luftholen mit Zwischenspielen. Die Metropole als amüsantes Gesellschaftsspiel des Vernetzens. Juste pour le plaisir. „Gehe über Los…“ Trophäensammeln für die Facebookvitrine. Nur eine weitere private Blase etablieren, aus der Schaltzentrale von Mimis Apartment aus.  Refugium und zwingender Magnet, der Ort an dem ich der Anonymität der Chiffren auf den Resopaltüren der Apartmentwohnungen den Krieg erklärte und den Kampf um die Millionen der Türklinken aufnahm. Sich einrichten und mitspielen: Kleeblattzupfen.

Tagraum und Nachtwache. Feels like something common, feels like the vomit of old days, gift-wrapped brand-new. Feels like an old evergreen sensation. Die Trivialität des Lebens ausreizen, sich taub stellen gegenüber dem Ticken der Uhr. Oder lauter pfeifen. Die Zeit ertränke im Meer der Bässe, in der Flasche Whiskey, in einer Nudelsuppe um drei Uhr morgens.

Zwinker im Halbdunkel jedem neuen Tag zu. Trotz Brechreiz und Brutalkopfschmerz: Hunger. Mich quälen Erinnerungen: Man weiß sich (noch) zu beherrschen. Hostel Mimi noch geschlossen. Kein Bier vor vier. Nichts wofür es sich also lohnen würde aufzustehen. Richtig so. Zucker im Tank.  Die Sonne umarmte eine karamellisierte Metropole. Nam Dtan und ich. Natürlich benahmen wir uns  wie erwachsene Menschen, ein wenig benebelt von den Polen der printemps. Wir kokettierten nur zum Spaß gegen die Langweile, beide aus der Sicherheit einer Beziehung heraus. Ohne Absicht, der Unterhaltung wegen. Wir tauschten Lächeln mit den Waranen in den Parks (Lumphini, Chatuchak, Wachirabenchatat), rannten durch den Zoo auf der Suche nach der Furcht vor Krokodilen. Essay über das Glück und die bedingungslose Güte des Eisverkäufers, der ist: die reine smogfreie Seele der Großstadt. Seine Erinnerungen:  die Diktaphone für children laughter und den letzten Sommer unserer Kindheit. Seine Tagebücher: die Erzählungen der Naivität großer Kinderaugen. Dass selbst die Großaktionäre an der Sala Daemg BTS Station unschlüssig um seinen Handwagen streunen, mit schlaffen Schultern wie jugendliche Faulenzer vor dem Weihnachtsmann. Zuckerwasser das in Rinnsalen klebrig meine Hände überspült. Am Nachmittag strebte meine rote Kompassnadel den grünen Lungen der Stadt entgegen. Mimis ensemble erstürmte die Märkte. Auf dem rot weißen Karree des Schachbrettes erprobten wir unser potentielles soziales Knock-Out fuer die bevorstehende Nacht. Beuteten die Galeristen für unsere stomach preparations aus. Die Stadt gehörte uns.

So many faces, so many faints. Fliegend durch den urbanen Raum der Straßen, Kanäle, Clubs, durch den espace sociale der Treffen, Kontakte, Bekanntschaften und des Händedrucks. Man darf sich vergessen, man darf sich amüsieren. Bis das Atmen zu schwer wird, das gesellschaftliche Netz zu eng, die Hölle zu heiß.  In case of emergency:  Flucht man vorne. Man darf anonym bleiben. Trotz der Vertrautheit die jeder Quadratmeter des Apartments spricht. Lebensraum auf Zeit für unzählbare Rucksäcke, temporär eingetaucht in ihren Lebensraum, temporär abgetaucht in ihren Lebenstraum. Mit Schwimmflügeln im Swimmingpool. Mit Fluchtfahrzeug und Geisel. Der magische Moment des Übertretens der nächsten Türschwelle. Wir sind viele, hunderte vielleicht: Sofabesetzer, Matratzenwegelagerer, Couchsurfer. Eine Vertrautheit, die mir bald auch aus jeder Ecke dieses lebendigen Molochs entgegenweht (der Verwesungsgestank der Metropole). Norden (Mo Chit), Sueden, (Silom), Westen (Dusit), Osten, (Sukhumvit): umschlossen von erschlossenem Gelände auf der Landkarte meiner Erinnerung.  Und die Buslinien, als feines grünes Geäst die Betonwüste durchziehend. Das Demokratiedenkmal grüßt mich wie einen alten Bekannten. Die Furcht noch mit dem Restaurantbesitzer um die Ecke per Du sein. „Please mind the gap between train and platform“ als Vokals meiner voyage tranquille ohne Zwischentöne bis zum Tag meines Aufbruchs.

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